Die paradoxe Energie des Anfangs
Wenn die Müdigkeit auf Leidenschaft trifft.

Der zweite Tag unserer Projektreise begann nicht, wie man es nach einer solch strapaziösen Anreise erwarten würde, mit einem langen Ausschlafen. Die 250 kg Gepäck und die Abreise um 00:00 Uhr am Montagmorgen von Deutschland nach Lomé waren eine immense physische Belastung, die eigentlich einen Tag der Regeneration hätte erfordern müssen. Doch die Realität war eine andere.
Schon um 5:00 oder 6:00 Uhr morgens waren die meisten von uns überraschend wach. Dieses frühe Aufstehen, weit entfernt von einer erholsamen Ruhepause, war das erste Signal, dass diese Reise von einer inneren Motivation getrieben wird, die stärker ist als jede körperliche Erschöpfung. Das Team, das durch seine Arbeit für das Togo-Projekt von Kekeli e.V. verbunden ist, zeigte bereits am Morgen, dass das Projekt für sie mehr ist als eine Verpflichtung – es ist eine Herzensangelegenheit. Der Tag begann spartanisch mit einem einfachen Kaffee, der die Konzentration auf die bevorstehenden Aufgaben lenkte und die Unmittelbarkeit unseres Ziels betonte: anzupacken und die Arbeit zu beginnen.

Der Puls von Lomé: Zwischen Logistik und kultureller Verbundenheit
Der Vormittag gehörte der Logistik, die sich nahtlos in das pulsierende Leben der Hauptstadt einfügte. Ich und meine Schwester machten uns auf den Weg nach Lomé, um dringend notwendige Besorgungen zu erledigen. Die Fahrt von Agovoudou in die Stadt war eine weitere Begegnung mit der heimische Realität, wo der morgendliche Verkehr eine besondere Herausforderung darstellt. Doch die Fahrt war keine reine Wegstrecke, sondern wie immer eine Einführung in den Rhythmus des Tagesgeschäfts.
Ein entscheidender Stopp war die Bank, wo Euro in die lokale Währung, den F CFA, gewechselt wurden. Diese scheinbar simple Transaktion ist in Wahrheit ein symbolischer Akt, der die materielle Unterstützung, die in Deutschland gesammelt wurde, in die konkrete finanzielle Grundlage für die laufenden Projekte im Dorf Klologo überführt. Es ist der Moment, in dem die Spendengelder direkt in die lokale Wirtschaft einfließen. Parallel dazu stand der Einkauf von Stoffen auf der Agenda, die für „Klologozan“ – die traditionelle Festkleidung – vorgesehen waren. Diese Beschaffung von festlichen Materialien verdeutlicht, dass die Arbeit von Kekeli e.V. nicht auf rein bauliche Aspekte beschränkt ist. Sie ist ein tief verankerter Teil des kulturellen Lebens der Gemeinschaft. Kekeli e.V feiert die lokale Identität und wird Teil von ihr, anstatt nur ein externer Akteur zu sein, was der Philosophie vom Verein entspricht. Diese beiden Besorgungen in Lomé stellen somit die entscheidende Brücke zwischen den finanziellen Mitteln aus Deutschland und dem kulturellen und sozialen Leben in Togo dar.

Auf dem Weg nach Klologo: Eine Reise gegen die Uhr und für die Gemeinschaft

Die geplante Abfahrt nach Klologo um 12:00 Uhr verzögerte sich, wie in Togo häufig üblich, auf 14:00 Uhr. Doch anstatt diese Verspätung als Rückschlag zu betrachten, wurde sie mit einer Gelassenheit hingenommen, die tief im interkulturellen Verständnis des Teams verankert ist. Pünktlichkeit wird hier oft anders interpretiert, da menschliche Beziehungen und die aktuelle Situation Vorrang vor dem starren Einhalten eines Zeitplans haben.
Diese Haltung spiegelt einen wichtigen Aspekt der Projektarbeit wider: Die Reise ist nicht nur eine Mission, um ein Ziel zu erreichen, sondern auch eine Erfahrung des Lernens und der Anpassung. Die Akzeptanz dieser kulturellen Eigenheit ist ein Zeichen des Respekts vor der lokalen Lebensweise und zeigt, dass das Team nicht versucht, seine eigene Kultur aufzuzwingen, sondern sich harmonisch in die Gemeinschaft einfügt.

Fleißige Hände: Hinter den Kulissen des Wandels

Nach der Ankunft im Dorf Klologo begann sofort die Arbeit. Während ich mich strategischen Besprechungen widmete, packten Carmen, Conny, Ella, Jean, Beau gars und Toutouvi, im Mädchen-Saal an. Die Aufgabe war es, den Raum für das Streichen vorzubereiten. Mit akribischer Sorgfalt wurden die Fensterrahmen und Steckdosen abgeklebt, und der Boden wurde bedeckt, um ihn vor Farbspritzern zu schützen.
Diese Szene, geprägt von konzentriertem Fleiß und Teamgeist, zeigt die Synergie zwischen dem Kekeli Engagement und der lokalen Tatkraft in Klologo. Die Nennung der Teammitglieder, sowohl der deutschen als auch der togoischen, unterstreicht, dass die Arbeit eine gemeinsame Anstrengung ist. Es handelt sich nicht um ein „deutsches Team“, das in Togo arbeitet, sondern um eine gemischte Gruppe, die gemeinsam ein Projekt vorantreibt. Diese sichtbaren und greifbaren Vorbereitungen im Mädchenzentrum sind direkte und unmittelbare Beweise dafür, dass die Unterstützung konkrete Ergebnisse erzielt.

Die Wurzeln der Zukunft: Tradition und Vision

Parallel zur praktischen Arbeit im Mädchenzentrum führte ich wichtige strategische Gespräche. Gemeinsam mit Séraphim, Tsotso und Rosaline wurden die Pläne für die kommenden Tage besprochen. Im Mittelpunkt standen die geplante Einweihung der Mädchen-Folklore-Gruppe mit dem klingenden Namen „KLOLOGO BOBOBOR TƆWO“, die Organisation des „Klologo ZÀ“ des jährlichen Dorffestes, das von Freitag bis Sonntag stattfinden sollte.
Diese Besprechungen offenbaren die Dualität des Projekts: Kekeli e.V. errichtet nicht nur Gebäude, sondern investiert auch in die kulturelle Identität und die soziale Struktur der Gemeinschaft. Während das Team um Carmen am physischen Fortschritt arbeiten, konzentriere mich Michel auf die weicheren, aber ebenso wichtigen Aspekte. Die Gespräche mit Séraphim, dem Koordinator, unterstreichen die partnerschaftliche Struktur und den Respekt vor der lokalen Führung.

Markttag: Wo die Kekeli e.V zu Hause ist

Der Dienstag ist in Klologo Markttag. Der Besuch des Marktes war kein touristisches Ereignis, sondern ein familiärer. Die direkte Interaktion mit den Verkäuferinnen, von denen viele dem Kekeli e.V. angehören, zeigte, wie tief der Verein in die soziale und wirtschaftliche Struktur des Dorfes integriert ist. Es war eine Gelegenheit, die Mitglieder der „Kekeli-Familie“ zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen.
Der Marktbesuch war eine weitere Bestätigung, dass die Arbeit des Vereins eine direkte positive Auswirkung auf das tägliche Leben der Menschen hat. Als erfrischende Pause gab es frische Kokosnüsse, die nicht nur eine willkommene Abkühlung waren, sondern auch eine einfache, authentische Freude und eine tiefe Verbundenheit mit der lokalen Kultur symbolisierten.

Ein warmer Abschluss: Kulinarien und Heimreise

Die Heimreise begann gegen 18:00 Uhr, und wie immer in Togo brach die Dunkelheit nur 15 Minuten später schnell herein. Der unerbittliche Rhythmus der Natur, der das Tageslicht in Sekundenschnelle in eine sternenklare Nacht verwandelt, bildet einen starken Kontrast zur menschlichen, flexiblen Zeitauffassung, die den Tag bestimmt hatte.
Gegen 20:00 Uhr fand der Tag seinen kulinarischen Abschluss. Auf dem Speiseplan standen Khom, ein traditionelles Gericht aus Hirsemehl, serviert mit Yébessessi – einer Chili-Soße – und Okra-Soße. Auch Reis wurde angeboten. Die Mahlzeit war mehr als eine einfache Nahrungsaufnahme; sie war ein sensorischer Abschluss des Tages, der die Authentizität der Erfahrung betonte und die Wertschätzung für die Küche von Rosaline und Brigitte zeigte.

Fazit: Mehr als ein Tag – ein Mosaik der Hoffnung

Der zweite Tag der Projektreise war ein Mosaik aus unermüdlicher Energie, strategischer Planung, praktischem Fortschritt und tiefgreifenden menschlichen Begegnungen. Er zeigte, dass die Reise nicht nur dem Bau und der Logistik dient, sondern auch der Stärkung der Gemeinschaft und der kulturellen Identität. Die anfängliche Müdigkeit wurde von der unaufhaltsamen Kraft des Engagements und der Leidenschaft für die Mission abgelöst. Jeder Schritt, von den Besorgungen in der Stadt bis zur Arbeit im Dorf und den Gesprächen über die Zukunft, war ein Baustein für die Vision von Kekeli e.V.
Die kommenden Tage, insbesondere die Einweihung der Folklore-Gruppe und das Klologo ZÀ-Fest, versprechen weitere Höhepunkte und werden die Verbundenheit des Vereins mit der Gemeinschaft weiter vertiefen. Die Dankbarkeit an alle Unterstützer ist omnipräsent, denn ohne ihre Hilfe wäre dieser konkrete Fortschritt und die gelebte Hoffnung in Klologo nicht möglich.
Mit herzlichen Grüßen nach Deutschland


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