Heute geht für mich die zahnärztliche Tätigkeit weiter.
Als ich vor zwei Jahren zum ersten Mal hier tätig geworden bin, war mein Eindruck, dass Karies weit weniger verbreitet ist als bei uns, dafür aber die Parodontose mit ihren entzündlichen Begleiterscheinung das Hauptproblem hier darstellen. Damals kamen kaum Jugendliche zur Behandlung.
Das ist dieses Mal – leider – nicht mehr so. Es kommen jede Menge junge Leute, die so tief kariös zerstörte Zähne haben, dass sie nicht mehr erhaltungsfähig sind.
Da macht sich die vermeindliche Zivilisation mit dem Zugang zu zuckerhaltigen Speisen und Getränken, allem voran Cola, dramatisch bemerkbar.
Und da baut sich grade eine echte Katastrophe zum Thema Volksgesundheit auf.
Das heißt aber auch, dass ich mit meinen begrenzten Möglichkeiten aufgrund fehlender technischer Ausrüstung etlich Zähne, die bei uns in Europa erhaltungsfähig wären, extrahieren muss. Ich tröste mich mit der Prognose, dass die Zähne ohne meine Tätigkeit sowieso auch verloren gehen würden.
Der Behandlungsbedarf ist gewaltig.
Aufgrund der ergonomisch ungünstigen Verhältnisse ist die Rückenbelastung für mich noch viel größer als zuhause. Dazu kommt die Hitze, mit der das T-Shirt schnell durchgeweicht ist.
Daher plane ich Behandlungszeiten von 4 Stunden ein.
Michel und Akofa, die örtliche Hebamme, stellen täglich eine Patientenliste zusammen, die aber regelmäßig um 50 % überschritten wird, sodass aus den 4 Stunden 5 1/2 bis 6 werden.
Nicolas, der einigermaßen brauchbar englisch spricht, steht mir als Dolmetscher zur Seite.
Ulrike betätigt sich erfolgreich als Zahnmedizinische Fachangestellte und ist für die hygienische Wiederaufbereitung des Instrumentariums zuständig.
Nach getaner Arbeit und frischen Klamotten gibt’s Kokosnüsse zur Stärkung. Nicht eine mit Strohhalm wie der tennissockenbestückte Pauschaltourist, sondern locker mal 3 – 4 Stück, die ja bis zu einem halben Liter köstliche Kokosmilch enthalten. Da ist der Flüssigkeitsverlust wieder ausgeglichen.
Einige Mädchen aus dem Komitee passen uns auch immer ab, wenn wir unsere Arbeit abgeschlossen haben. Da gibt’s dann die tägliche Fotosession, die aufgrund der Sprachbarriere zum Kommunikationsmedium wird.
In der Zwischenzeit hatten Michel und Carmen eine Autopanne. Der Leihwagen verliert Sprit.
Aber es gibt irgendwo eine Buschwerkstatt, die natürlich Meister der Improvisation sind und so können wir unsere Heimfahrt antreten.
Wir fahren noch bei einem riesigen Supermarkt vorbei, der ein Kühlregal mit den von mir geschätzten Milchprodukten hat, denn die sind in Afrika aufgrund der genetisch bedingten Laktoseintoleranz der Bevölkerung eine Seltenheit.
Zurück in unserer Unterkunft treffen wir wieder Delphine, die heute zusammen mit ihrem Bruder einen Informationsbesuch bei einer Fachhochschule für Finanzwesen absolviert hat. Jetzt weiß sie zumindest, dass sie das nicht machen möchte. Schon mal ein gewisser Fortschritt.
Mit dem gemeinsamen Abendessen und einem kleinen Feierabenddrink klingt der Tag aus.
Schlafenszeit ist jedoch erst, wenn alle Mädels aus Klologo noch die Foto-Ausbeute des Tages per WhatsApp erhalten haben. Vorher geben sie keine Ruhe 😆
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